Meine Ausbildung zum Segelflugpiloten
Ende August war es soweit: Unser 17-jähriger Segelflugschüler Silas van Acken hat erfolgreich die Segelflugprüfung absolviert. Wie es dazu kam beschreibt Silas selbst:
„Erfahrungsbericht: Meine Ausbildung zum Segelflugpiloten
Hi, ich bin Silas und ich möchte euch berichten, wie ich im LSV Worms Segelflugpilot wurde. Alles begann, als ich mit acht Jahren mit meinen Großeltern ins Flugplatzrestaurant „zum Propeller“ am Flugplatz Worms essen ging. Wir saßen am Fenster, sodass wir einen perfekten Überblick über die Flugbewegungen hatten. Das war das erste Mal, dass ich ein Kleinflugzeug aus der Nähe gesehen habe. Wieder zuhause angekommen erzählte ich meinen Eltern und sämtlichen Freunden, dass ich, wenn ich groß bin, mal selbst Pilot eines solchen Flugzeuges werden würde. Wie das geht, wusste ich aber nicht. Zugegeben, ich habe es auch damals für unmöglich gehalten. Als ich mit 15 Jahren mit Begeisterung Papierflieger aus dem Fenster in den Garten warf, und mich fragte, wieso die eigentlich fliegen, begann ich, mich mit dem Thema etwas ausführlicher zu befassen. Kurze Zeit später informierte ich mich über die Pilotenausbilung und stellte fest, dass es durchaus möglich ist, wenn man sich nur ein wenig anstrengt und dabeibleibt. Also vereinbarte ich ein Infotreffen mit dem Vereinsvorsitzenden Georg.
Der Beginn der Ausbildung:
Nachdem ich beim Fliegerarzt war und ein Führungszeugnis beantragt hatte, meldete ich mich am 26.03.2023 im LSV Worms zur Segelflugausbildung an. Schon bald traf ich die anderen Segelflieger. Herzlich wurde ich willkommen geheißen und durfte direkt mithelfen, den Doppelsitzer zu demontieren, damit dieser nach Speyer zur Jahresnachprüfung kann. Am 8.4.2023 musste der Twin aus Speyer abgeholt werden. Ich flog mit einem unserer Schlepppiloten, Hatto, im Schlepp-UL D-MWOS nach Speyer. Dort setzten wir den Segelflieger wieder zusammen und dieser wurde im F-Schlepp zurück nach Worms geflogen. Da bei diesem Flug kein Gast im Schleppflugzeug sitzen darf, fuhr ich in einem Auto wieder zurück. In Worms angekommen, begrüßte mich meine Fluglehrerin Marianne. Nach einer ausführlichen Einweisung in den Flieger starteten wir zu meinem ersten Flug. Marianne ließ mich von Beginn an ans Steuer. Das klappte mal mehr, mal weniger gut. Aber es war ja auch erst mein erster Flug! Ich verbrachte von da an jeden Sonntag auf dem Flugplatz und wurde immer besser. Dabei lernte ich auch meine anderen beiden Fluglehrer kennen, Andreas und Mini.
Der erste Alleinflug:
Am 5.8.2023, nach knapp vier Monaten, 40 Starts und 25 Stunden Flugzeit war es endlich soweit. Mit Andreas flog ich den Tagesformcheck und mit Marianne machte ich den Checkflug für den Alleinflug inklusive einer kleinen Trudeleinweisung, die ich zuvor auch schon mit Mini gemacht hatte. Dann ging es alleine in die Luft. Ich ließ mich auf 600 Meter schleppen und flog endlich alleine ein Flugzeug. Nach der Landung gratulierte mir Andreas, und meinte ich müsste noch zweimal, damit ich die A- Prüfung bestanden habe. Also flog ich erneut alleine. Es hat so viel Spaß gemacht, dass ich beim dritten Flug sogar in der Thermik kreiste und insgesamt 40 Minuten in der Luft war. Nach der Landung wurde mir traditionell ein Dornenstrauß überreicht und mir der Po versohlt (soll für Thermikflüge sensibilisieren).
Fortschritte und Prüfungen:
Nach dem Alleinflug folgten weitere Ausbildungsabschnitte, darunter das Erlernen von Thermikfliegen, Notverfahren und längere Streckenflüge. Zum Jahresende machte ich die Einweisung auf den Einsitzer.
Bald endete die Segelflugsaison und der Theorieunterricht begann. Jeden Montag traf ich mich mit anderen Flugschülern und hörte den Vorträgen von Fluglehrern zu den jeweiligen Prüfungsfächern zu.
Am 6.5.2024 war es dann soweit. Aufgeregt stand ich um 4:30 Uhr morgens auf, um mich von meiner Mama an den Flughafen Frankfurt- Hahn fahren zu lassen. Dort ist die Landesluftfahrtbehörde, die die Theorieprüfungen abnimmt. Auf der Fahrt ging ich ein letztes Mal den Fragenkatalog durch und dachte mir „Das wird schon“. Die Theorieprüfung selbst war in gefühlt 10 Minuten vorbei und mir fiel ein Stein vom Herzen, als ich erfuhr, dass ich alle Fächer mit Bestnoten bestanden habe. Dann ging es an den „praktischen Teil“ der Funk-Kommunikationsprüfung. Hier muss man nachweisen, dass man die Funkkenntnisse beherrscht um auf einem kontrollierten Flugplatz zu landen. Das war gar nicht so einfach und der Prüfer musste mich einige Male korrigieren, aber das Endresultat: Bestanden.
Der Abschluss der Ausbildung:
Im Fluglager in Bartholomä- Amalienhof schaffte ich den, für den Lizenzerhalt nötigen, 50 Kilometer Überlandflug. Es ging mit Flugauftrag von Mini von Bartholomä nach Bopfingen (ich flog noch weiter, nach Nördlingen), wieder zurück und mit einem Schwenk über das etwas weiter südlich liegende Gerstetten wieder zum Startpunkt. All das ohne Zwischenlandung. Als ich dann nach knapp drei Stunden wieder in Bartholomä landete, wurde mir von allen Seiten gratuliert. Am Abend ging es Pizza essen und Christiane, unsere Segelflugreferentin, lud mich zur Feier des Tages ein (Danke Christiane!). Noch im Fluglager meldete mich Andreas für die Praktische Prüfung an. Ich bekam meinen Prüfer Hans Rau zugewiesen und kontaktierte ihn zur Terminabsprache. Wir entschieden uns für den 31.08.2024. Wir mussten hoffen, dass das Wetter passt, denn auf die Langzeitvorhersage ist selten verlass.
Vor der Prüfung übte ich mit Andreas und Mini alle Flugmanöver nochmal und machte einen Streckenflug mit Andreas im Doppelsitzer.
Am Tag der Prüfung waren 34 Grad gemeldet und ich spielte mit dem Gedanken, die Prüfung zu verschieben. Andreas brachte mich davon ab und meinte, es sei morgens noch kühl. Der Prüfer war also um 10 Uhr da. Er war sehr nett und ging mit mir zunächst die Theorie durch. Dann machte ich einen Vorflugcheck und es ging in die Luft. Nach der ersten Landung lobte mich mein Prüfer und die Anspannung war fast weg. Nach der Landung des dritten Fluges reichte er mir beim Aussteigen die Hand und gratulierte mir zur bestandenen Prüfung. Ich war sehr froh und stolz.
Vier Wochen später lag dann mein Schein im Briefkasten und es ging direkt wieder im Einsitzer in die Luft.
Fazit:
Die Segelflugausbildung ist nicht nur eine Pilotenausbildung. Man lernt dabei sehr viel fürs Leben und hat viel Spaß mit den tollen Leuten, von denen man umgeben ist.
Ich danke allen, die an meiner Ausbildung beteiligt waren, ob am Boden oder in der Luft. Ganz besonders möchte ich Danke sagen an meine Fluglehrer Marianne, Andreas und Mini für eure Unterstützung und Kompetenz. Auch ganz vielen Dank an unsere Segelflug- und Jugendreferentin Christiane für die Organisation und Hilfsbereitschaft! Ohne euch hätte das alles nicht funktioniert.
Auch erwähnenswert ist die SpottergruppeEDFV mit Simon, Yara und Freddy. Danke für eure Bilder!“
Text: Silas van Acken
Super! Herzlichen Glückwunsch!
Du hast dir das redlich verdient!